TSV Detag Wernberg – Leichtathletik

Pölven Trail 2019 – 23,4 km und 1250 Hm

von Karina Maier

Pölven Trail 2019 – 23,4 Kilometer und 1250 Höhenmeter. Als ich das gelesen hab, war meine Anmeldung schnell raus. Eine Woche vorher hab ich mich noch von Tom & Co überreden lassen, den Pfreimdtaltrail zu laufen – mein erster Traillauf. Nach diesem Lauf war ich schnell auf dem Boden der Tatsachen angekommen und dementsprechend nervös und verunsichert begab ich mich am Sonntagmorgen, 8:30 Uhr, zum Startbereich. Nach mehreren Tagen Dauerregen, Schnee auf den Bergen und Wind, war das Wetter für die vorherigen Verhältnisse ein „Traum“. Keine Sonne, kühl, die Wolken hingen weit ins Tal, aber immerhin – es war trocken. Mehr wagte man sich gar nicht zu wünschen.

Gestartet wurde in drei Blöcken. Realistisch, wie ich bin, und mit der Pfreimdtalerfahrung, meldete ich mich für den zweiten Block an, was sich schon sehr bald als großer Fehler herausstellen sollte. 9:00 fiel der Startschuss für Welle 1, drei Minuten später durfte auch ich mich endlich auf die Strecke begeben und die erste Anspannung fiel ab. Die ersten zwei Kilometer gingen es auf Asphalt stetig bergan und der Pulk an Läufern walzte sich den Berg hoch. Danach folgten Wege, die dem Titel des Laufs alle Ehre machten. Schmale Pfade, teilweise nicht mal einen Meter breit, voller Wurzeln und Steine. Zu diesem Zeitpunkt verstand ich, warum man Rettungsdecke und das Handy mit der Nummer des Rennarztes dabeihaben musste. Links ging es fast kerzengerade den Hang hinauf, rechts dasselbe nach unten. Ein falscher Tritt und es hätte einen Sturz, mehrere hundert Meter nach unten, zur Folge gehabt. Aber es machte wahnsinnig Spaß. Leider bremsten mich von nun an die Läufer der zweiten Welle aus. Überholen? Fehlanzeige. Beim ersten großen Anstieg, mit 200 Höhenmetern, wurden wir bereits alle zu Wanderern, einige zu Spaziergängern. Auch hier war überholen fast unmöglich. Oben angekommen folgten einige entspannte Kilometer, auf denen ich gut aufholen konnte. Bereits nach 3 Kilometern überholte ich die ersten Läufer von Welle 1. Nach Kilometer 9 sollte die erste Zwischenzeit gemessen werden. Als wir nach 10,2 Kilometer immer noch keine Zeitmessung überlaufen haben, hätte ich schon stutzig werden sollen. Erst nach knapp 11 Kilometern war die erste Zwischenzeit im Kasten.  Nach der ersten Verpflegungsstelle liefen wir dann auch schon in den Steinbruch ein, der, soweit ich es noch in Erinnerung hatte, schon das letzte Drittel der Strecke einläutete. Es ging auf einem Forstweg wieder lange Zeit bergauf, bis zur zweiten Zwischenzeit und der zweiten Verpflegungsstelle, die man an dieser Stelle auch gebraucht hat. Trotz bereits 12 zurückgelegten Kilometern und 700 erklommenen Höhenmetern, fühlte ich mich noch richtig gut.

Nun stand mir der Höhepunkt des Laufs bevor – der Aufstieg zum 1180 m hohen Juffinger Jöchle. Alles was bis dahin hinter uns lag, war ein Kinderspiel. Von circa 620 m ging es hinauf bis zum Gipfel. Nicht etwa über gemütliche Forstwege und Serpentinen, nein, parallel zum Hang, über schmale Pfade. Aufgrund der Regentage war alles herrlich nass und matschig. Den Blick nach oben vermied ich bewusst, stattdessen versuchte ich mich ständig durch den Blick auf die Uhr und die bereits geschafften Höhenmeter zu beruhigen. Klappte nur bedingt. Alle wurden wieder zu Wanderern bzw. Spaziergängern. Das wäre der ideale Zeitpunkt gewesen um die Aussicht zu genießen, wenn wir nicht bereits durch den Nebel gelaufen wären. Als ich schon fast nicht mehr damit gerechnet hab, hörte ich die Jubelrufe der Zuschauer, die sich am Gipfelkreuz aufgestellt hatten. Was für ein Moment… Die Erschöpfung wurde von Stolz und Freude abgelöst. Und das Beste übersah ich fast – das Schild mit den Worten „Nur noch 6 Kilometer. Ab jetzt geht es nur noch bergab“. Vertrauensseelig, oder nennt man es naiv?, wie ich war, sah ich mich nach lockeren 6 Kilometern bergab,  entspannt und mit einem Lächeln ins Ziel laufen. Doch vorher musste eine steile, enge und rutschige Abwärtspassage gemeistert  werden, ehe es einige hundert Meter, auf einem asphaltieren Weg, weiter in Richtung Tal ging. Es folgte kurz darauf wieder ein angenehmer Schotterweg, der sich gut und locker laufen ließ. Auch dort konnte ich noch einige Läufer hinter mir lassen. In der Ferne war schon die Musik und die Ansagen des Moderators im Zielbereich, so dachte ich zumindest, zu hören. Beim Anblick des Bauernhofs nach der letzten Kurve, auf dem sich alles abspielte, war mir klar, dass es sich nicht um das Ziel sondern um Verpflegungspunkt Nr. 3 handelte. Nach der nun letzten Zwischenzeitmessung bei Kilometer 22, steckte ich mir schnell noch eine Kartoffel in die Tasche, schnappte mir ein Isodrink und motivierte mich für die letzten 1,4 Kilometer.

Beim Schild „noch 3 Kilometer bis zum Ziel“, hätte ich lieber wegschauen sollen. Warum 3, wenn nach 23,4 km Schluss ist? Auch die Angabe am Gipfelkreuz, dass es nur noch bergab geht, erwies sich als falsch. Nach dem Bauernhof folgten noch zwei knackige Anstiege, die wohl keiner mehr gebraucht hätte. Mit dem Wissen, dass ich es nicht mehr weit bis ins Ziel habe, verzichte ich auf weitere zeitraubende Geh-Einlagen und lief die zwei Berge hoch. Ausruhen kann ich mich schließlich auch im Ziel. Nach weiteren 2 Kilometern folgte der Einlauf nach Söll. An dieser Stelle hatte ich den Streckenplan plötzlich wieder vor Augen – nur noch an der Kirche vorbei, über den Kreisverkehr und dann endlich auf dem roten Teppich ins Ziel. Soweit die Theorie… Aber es wäre ja zu einfach gewesen, wenn statt nach 23,4 km, bei Kilometer 25 Schluss gewesen wäre. Damit es also weiter spannend blieb, schickten uns die Streckenposte vor der Kirche links weg. Nach 25 gelaufenen Kilometern und 1300 bewältigten Höhenmetern, war ich das erste und einzige Mal kurz vorm Aufgeben. Aber es half ja nichts. Wir bogen also alle brav vor der Kirche ab und liefen und liefen und liefen. Die Stimmen des Zielmoderators wurden währenddessen wieder leiser, meine positiven Stimmen im Kopf allerdings auch. Nach weiteren 1,4 Kilometern durfte ich dann nun endlich den roten Teppich betreten und unter Jubeln und Klatschen der Zuschauer , nach 2 Stunden und 57 Minuten, die Ziellinie überqueren. Aus gedachten 23,4 km und 1250 Höhenmetern, wurden am Ende 26,4 km und 1350 Höhenmeter. Ziemlich erschöpft, überwältigt, glücklich, dreckig und stolz durfte nun auch ich den einzigartigen Moment im Ziel endlich genießen. Realisiert hab ich es in diesem Moment noch nicht, aber hätte man mir noch während des Zieleinlaufs die Anmeldung für nächstes Jahr in die Hand gedrückt, ich hätte sie ohne zu zögern unterschrieben. Ja, es war hart, es war nass, es war herausfordernd – aber es hat auch riesigen Spaß gemacht und mir wieder einmal gezeigt, was man alles schaffen kann, wenn man nur den Mut dazu hat, es zu versuchen.

Fazit: Wiederholung im Jahr 2020? Ein ganz klares „Ja“. Dann aber nicht nur Platz 4 in meiner AK und Platz 11 gesamt, sondern Treppchenplatz und gesamt in der Top 10.