TSV Detag Wernberg – Leichtathletik

Michael Hirmer beim Glocknerkönig

von Michael Hirmer

Erstaunlicherweise hatte ich sehr gut geschlafen und wurde um 05:00 freundlich durch meinen Wecker aus dem Schlaf gerissen. Der erste Blick war nach draußen, die Straße war naß, aber kein Regen. Das Personal im Hotel war super nett und hatte um diese frühe Uhrzeit, für einen weiteren Sportler und mich, ein super Früstück hergerichtet. Mit einer Mülltüte als provisorischer Wärmeschutz bewaffnet fuhr ich bald Richtung Startbereich nach Bruck. Ich muss hier im Vorfeld sagen, dass die Organisation perfekt war, trotz der vielen Teilnehmer. Ich stand somit in der Mitte des Feldes, ca. 1000 Starter vor mir. Ein grober Scan durch die Technik ergab, es wird mit teueren Material gefahren und ich entdeckte nur einen weiteren Fahrer der vorne optisch mehr als 34 Zähne hatte, da war ich erleichtert, dass da noch wer so unvernünftig war 😉 . Aber ich wusste es ja im Vorfeld.

Glocknerkoenig

Startschuss war Punkt 07:00 für Top 1 und Top 2, der Block 3 folge ca. 2 Minuten später. Langsam spürte ich das Adrenalin ganz schön. Neben mir waren 2 tschechische Fahrer, welche schon optisch sehr durchtrainiert und fokusiert neben mir standen. Es ging los! Der Weg durch die Menge war nicht gerade einfach aber sturzfrei. Ich blieb an den beiden Fahrern aus CZ dran. Nach 2 bis 3 Kilometern wurde mir die Aufholjagd doch zu langsam und ich setze mich vor die beiden und nun galt Kette rechts und Gas geben, was ich auch gerne mache. Ich fuhr konstant meine Pace im grünen Bereich, immer im Fokus nicht zu überziehen. Der Blick nach unten zeigte mir immer das Vorderrad des Tschechen 2cm hinter mir. Es war schnell, richtig schnell, der Tacho zeigte meist 45+ an, somit anfangs einen 42er Schnitt. Ich konzetrierte mich nur auf mich und blendete alles hinter mir aus und überholte nur Fahrer, es ging keiner an mir vorbei. In Fusch bemerkte ich dann dass die vielen Zuschauer sehr laut anfeuerten – da blickte ich mich dann doch mal zurück. Hinter den beiden Tschechen hatten sich ein riesen Peleton gebildet. Ein irrer Anblick, welcher ein klein wenig Gänsehaut aufkommen ließ. Nach Fusch zog einer der beiden Tschechen an mir vorbei und wollte Tempo machen. Leider wurde der Speed sofort um 2 km/h langsamer, weshalb er netterweise wieder aus dem Wind ging und mir den Vortritt ließ. In Summe war es ein irrer Speed bis zur Mautstation, was ich aber ausnutzen musste, denn dann wurde es richtig steil. Die 9,9 km fuhr ich im Wind von Bruck (755m) zur Mautstation Fehrleiten (1145m) dann trotz den 390hm mit einem 36,6er Schnitt.

Nun galt es weiter nicht zu überziehen und konstant zu bleiben, meine Hoffnung doch vielleicht mit dem zweiten Gang am Anfang fahren zu können löste sich sofort in Luft auf. Ich musste von Anfang bis zu Ende mit einem Gang fahren, aber ok, da muss ich wohl nun durch dachte ich mir. Ich fuhr einfach weiter meine Pace und konnte trotz der niedrigen Trittfrequenz ständig überholen. Die gesamte weitere Strecke wurde ich von sehr wenig Fahrern überholt, es waren vielleicht zwischen 20 und 30. Die beiden Tschechen musste ich aber auch vorerst ziehen lassen. Mein Ziel die 1:45 zu schaffen hatte ich stets im Kopf, die Uhr im Blick. Alle 20 min ein Gel. Die Steigungen waren enorm, der Druck auf den Beinen sehr schmerzhaft und es war nur noch möglich die Kehren und kurze Stücke im sitzen zu fahren. Der Berg wollte nicht aufhören, aber durch meine Fahrt mit dem Auto hatte ich mir kurze Notizen zu den Steigungen gemacht, was mir sehr geholfen hat, mir die Kraft einzuteilen. Zu den Steigungen kam dann auch noch der geringe Sauerstoff und Regen im Wolkendurchbruch dazu.

Die Zeit hatte ich stets im Blick und im letzen Drittel began das Rechnen. Ich wuste ja exakt die Restkilometer und somit auch schnell die Durchschnittsgeschwindigkeit, die ich benötigte um 1:45 zu schaffen. Als Tacho auf „0“ und nochmal an die Reserven gehen. Das letze Gel sollte mir helfen aber ich wusste, es würde sehr knapp werden. Schnell merkte ich, dass es eine Grenzerfahrung wird, zwischen schwarz sehen und 100 Mal das Rad zur Seite stellen und aufgeben war alles dabei. Ich wollte ja nicht ankommen, es sollte ja die 1:45 sein. Die letzen 2 Kilometer waren eine reine Qual, ich konnte die Kurbel grad noch so rumdrehen – von meinem Sollschnitt weit weg. Aber da tauchte Motivation am Ende einer Kehre auf, einer der beiden Tschechen war sehr langsam und ich kam immer näher ran und konnte bald darauf auch vorbeifahren.

Glocknerkoenig

Die Zuschauer peitschten die fahrer dann die letzten 500m den Berg hoch, was mich die letzen Kräfte mobilieren ließ und es reichte tatsächlich noch zu einem Schlusssprint die Rampe hoch. Im Ziel bin ich fast vom Rad gefallen und stellte ernüchternd, aber trotzdem glücklich die 1.47.15 auf meiner Uhr fest. Nachdem ich mich wieder erholt hatte, was erstaunlich schnell ging, hat mir die nette Dame dann auch die Zielmedallie umgehängt.

Die Abholung der Wechselkleidung funktionierte perfekt wie der Rest auch, alles in allem eine sehr gute Veranstalltung mit viel Emotionen und einer super Organisation. Ich würde sagen „Auf Wiedersehen 2017“ – das Ziel steht jetzt schon fest 😉